„Globalisierung konkret: Klimagerechtigkeit“

Stationen einer Dokumentationsreise.- (17.08. – 29.08.2014), 

An der Reise nahmen Umweltexperten aus allen deutschen Mitgliedskirchen (Kristine Ambrosy-Schütze von der Ev.- Luth. Kirche in Oldenburg, Annegret Schulze-Hensmann von der Evangelisch Reformierten Kirche, Helmut Junk von der BEK, Heinrich Mühlenmeier von der Lippischen Landeskirche) und der Projektkoordinator (Dr. Koffi Emmanuel Noglo) teil.

18.08.2014:
Ministerium für Energie und Erdöl, Direktor der Abteilung „Regenerative Energie“

„Mit 30% Anteil Fossiler Energie und zwischen 50% und 60% Hydroenergie“ (Ministerium für Energie und Umwelt, Ghana) im ghanaischen Energieverbrauch, ist der ökologische Fußabdruck eines Ghanaers sehr klein (0,4 Tonnen pro Bürger und Jahr). In Deutschland liegt der CO2-Ausstoß pro Kopf jährlich noch bei knapp 10 Tonnen. Die Folgen des Klimawandels sind aber bereits spürbar in Ghana (Ernteausfälle, Überschwemmungen, Senkung des Wasserniveaus im Wasserstaudamm, Meerspiegelanstieg). Die Energieversorgung in Ghana ist allerdings noch nicht vollständig gewährleistet. Viele Dörfer bleiben nachtsüber dunkel. Die Regierung versucht in abgelegenen Dörfern zumindest einige Gesundheitszentren und Schulen mit Solarzellen und Solarlampen zu bestücken, damit Schulkinder nicht mehr mit Kerosinlampen lernen müssen und die Gesundheitszentren ihre Medikamente in Kühlschränken aufbewahren können.

Alle religiösen Gemeinschaften in Ghana, die mindestens ca. 500 Menschen haben, organisieren sich in einem religiösen Netzwerk. Die Organisation RELBONET (Religious Bodies Network on Climage Change: www.relbonet.org) ist deswegen eine Organisation, die ungefähr 85% der ghanaischen Bevölkerung erreicht. Diese Initiative der Evangelisch Presbyterianischen Kirche Ghanas ist deswegen eine sinnvolle, die einen großen Teil der ghanaischen Bevölkerung sensibilisiert, die Umwelt und das Klima zu schützen. Die ökologischen Schülerbündnisse in 17 Evangelischen Schulen (Eco Clubs) sind ein gutes Beispiel dieser sinnvollen Sensibilisierungsarbeit. Allerdings sind diese Bemühungen nur Tropfen im Meer der Klimawandelfolgen für die Länder des Südens, aber ein Hoffnungszeichen für eine Wahrnehmung der Probleme und der Eigenverantwortung.

Die Solidarität der Industrieländer bei der „Kompensationsfrage“ und beim „Überdenken des Lebensstils“ soll deswegen in den Industrieländern und einigen Schwellenländern zentral thematisiert werden. Die Entwicklungsländer werden somit auf dem Weg zur eigenen Energiesicherheit und Entwicklung guten Beispielen folgen. Die Norddeutsche Mission will mit ihren Partnerkirchen einen Beitrag dazu leisten.

Islamischer Frieden- und Sicherheitsrat-Ghana: Die islamische Gemeinde Ghanas findet in der Organisation RELBONET eine interreligiöse Plattform, für die der Frieden nicht verhandelbar sei. Die Folgen des Klimawandels werden alle –unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit– treffen. Darum sehen sie das RELBONET als ein Gewinn für alle religiöse Gruppen und ihr Land Ghana. Sie haben Isah (Jesus) als ein Prophet akzeptiert, ihre christlichen Freunde haben ihn auch akzeptiert. Sie sehen deswegen keinen Grund, nicht zu kooperieren. Alles ist eine Frage der Lesart und der Interpretation, so die Vertreter der islamischen Gemeinde. RELBONET sei in drei wichtigen Bereichen aktiv: „Advocacy, Policy, Action“.

Der zuständige Direktor (im Ministerium für Umwelt, Wissenschaft, Technologie und Innovation) für die Abteilung „Klimawandel und nachhaltige Entwicklung“ nutzt die Plattform der Organisation RELBONET, um die religiösen Gruppen zu erreichen. Da der Staat aber geringe finanzielle Möglichkeiten hat, konzentriert er sich nur auf Sektoren wie „Agrarwirtschaft, Fischerei, Soziales, Energie und Ressourcenmanagement“. Außerdem spielt die Minderung der Klimaschaden für den Staat eine wichtigere Rolle als die Suche nach den historischen Verursachern des Klimawandels. Charles Agboklu, nationaler Koordinator der Organisation RELBONET, teilt zwar diese Meinung nicht, wünscht sich aber eine engere Kooperation zwischen Staat, religiösen Gruppen und internationalen Partnern, damit die Partner im Süden von den Folgen des Klimawandels besser geschützt werden können. Für den Direktor war es auch wichtig, dass die Organisation RELBONET die Klimawandelproblematik breiter in die Bevölkerung hineinträgt, damit das Bewusstsein dafür nicht nur bei den Regierenden oder Fachleute hängen bleibt.

Der Besuch am Nachmittag bei der wilden elektronischen Müllkippe von Agbogbloshie (Accra) hinterließ bei der Reisegruppe ein bedrückendes Gefühl. Der scheußliche Gestank in dem die Anwohner leben müssen und die gesundheitlichen Folgen, die dieser Gestank und das schmutzige Wasser für sie haben können, berührt die Reisegruppe zutiefst. Die Auseinandersetzung zwischen zwei Anführer-Gruppen der Müllkippe (die aus alten Fernsehgeräte noch Teile für den Verkauf zu retten wissen), ob Europäer die Müllkippe besuchen dürfen oder nicht, darf nicht unerwähnt bleiben. Der einen Gruppe geht es vor allem darum, dass viele Europäer immer wieder kommen und Fotos schießen. An ihrer Lebensbedingung ändert sich aber nichts. Die „Agbogbloshie-Frage“ kann unseres Erachtens nur politisch in Ghana selbst gelöst werden. Alle Unterstützungen aus Europa können nur die Lobbygruppen vor Ort stärken, das Thema in das politische Thementableau aufzunehmen. Zumal die Elektroschrottgeräte aus den Industrieländern mit ihren überdimensionalen Konsumverhalten stammen, geht uns die „Agbgbloshie-Frage“ an.

20.08.2014: Treffen mit der Kirchenleitung (EPCG) in Ho.

Die EPCG (Evangelical Presbyterian Church Ghana) hat keine klare Strategie zur Reduktion auf Null von CO2. Wie kann dies auch von Kirchen im Süden verlangt werden, deren Mitglieder bis auf Bäume, die gefällt werden, um die Kochenergiebedarf im Haushalt zu decken, kaum zum CO2-Ausstoß beitragen (Siehe den Vergleich oben: 10 Tonnen CO2 pro Kopf pro Jahr in Deutschland gegen knapp 0,4 Tonnen in Ghana). Aus Solidaritätsgründen mit dem Süden soll deswegen das Konsumverhalten im Norden in absehbarer Zeit geändert werden, damit die globale Temperaturerhöhung auf höchsten 2 Grad Celsius begrenzt wird.

20.08.2014: „District Assembly-Ho“ (Parlament des Verwaltungsbezirks-Ho).

Das Bezirksparlament kennt die beispielhaften ökologischen Schülerbündnisse (in den evangelischen Schulen) bisher nicht. Das Parlament wünscht sich deswegen eine engere Kooperation zwischen der Kirche und der lokalen Regierungsbeamten, damit die Umwelt- und Klimafragen in den Bezirksschulen thematisiert werden können. In den Schulkurrikula sollen Umweltthemen wie der „Umgang mit der Plastiktüte“ und die „Mülltrennung“ aufgenommen werden. Das Bezirksparlament würde sich freuen, wenn die Kirche über ihre deutsche Partner Projekte sowie Initiativen im Bereich von „Capacity Building“ unterstützen würde. Auch Investitionen im Bereich der „Biogas-Energie“ und andere Regenerativen Energien sind willkommen, so die anwesende Mitglieder des Bezirksparlaments. Dies kann über das sogenannte „Public Private Partnership“ geschehen.

20.08.2014: Besuch einiger Mitglieder des ökologischen Schülerbündnisses.

Frau Dzikum Mizpa, 13 Jahre alt, Präsidentin des Bündnisses an einer Evangelischen Schule, berichtete von den Aktivitäten des Bündnisses: Züchtung von Setzlingen, Aufforstung, Buschfeuerwehr. Die Schüler_innen treffen sich zwei Mal in der Woche (mittwochs und freitags), um in Begleitung einiger Lehrer_innen entweder Aufklärungsworkshops zum Klimaschutz zu organisieren oder ihre Aktivitäten durchzuführen. Frau Mizpa wünscht sich mehr Werkzeuge (wie Entermesser und Hacken), an denen es derzeit mangelt, um ihre Aktivitäten effektiver und weiterhin durchzuführen. Über neue T-Shirts (mit den Überschriften „Eco Club“) zur besseren Teambildung und Außendarstellung würden sich die Schüler_innen freuen.

22.08.2014: Treffen mit der Kirchenleitung. Die Kirchenleitung der EEPT (Eglise Evangélique Presbytérienne du Togo) war von der Organisation RELBONET und ihren Zielen sowie Aktivitäten sehr angetan. Sie würde gerne selbst auch solch eine Initiative in Togo starten. Herr Charles Agboklu hatte angeboten, bei der Gründung von Schülerbündnissen in den Evangelischen Schulen in Togo, sich beratend zur Verfügung zu stellen.

22.08.2014: Umweltministerium in Togo.

Die Problematik der Küstenerosion, der Überflutung und der Ernteausfälle (wegen der unregelmäßig gewordenen Regenperioden) in Togo wurde uns als Folge des Klimawandels präsentiert. Der Staat verfügt aber über eine begrenzte finanzielle Möglichkeit, die Schäden des Klimawandels zu lindern. Ab Januar 2015 wird der Staat ein Programm –mit der Unterstützung von UN Programm REDD: Reduction of Emission due to Deforestation and Forest Degradation in Developing Countries– starten, das die Wälder Togo von anthropogenen Angriffen schützen soll und die Bauern unterstützen soll, die Agrarwirtschaft ökologisch zu gestalten.

22.08.2014: Treffen mit WANEP-Togo.

Die Organisation West African Network for Peace Building (Togo) erläuterte uns ein (von Brot für die Welt finanziertes) Projekt in der Bergbauregion Hahotoe (Togo) zur Gewinnung von Phosphat. Die Zerstörung der Landschaft und die ökologische sowie gesundheitlichen Folgen (Zähne- und Lungenkrankheiten) für die Anwohner sorgten für Konflikte in der Region. WANEP-Togo startete deswegen ein Projekt in den Anwohnerdörfern, um die Kapazität der Anwohner für Verhandlungen mit der Industrie und dem Staat zu stärken, damit der Unmut nicht in gewalttätige Konflikte münden.

Am 23.08.2014 reisten wir selbst nach Hahotoe und besuchten dort die EEPT-Gemeinde. Dort in Hahotoe treffen sich Umwelt und Klimakatastrophen. Mit einigen Gemeindeältesten besuchten wir die vom Sicherheitsdienst geschützte Phosphatförderanlage. Dort fanden wir eine komplett zerstörte Landschaft mit künstlichen Berge und Täler vor, die für den Agrarbetrieb nicht mehr geeignet und ökologisch zerstört ist. Auch einige mittlerweile funktionsunfähige Maschinen, u.a. von der deutschen Firma O&K (Orenstein und Koppel) wurde einfach dort im Busch zurückgelassen. Zudem landet das Restwasser der Phosphatwaschung im Oberflächenwasser und auf diese Weise ins Grundwasser. Außerdem setzt sich der Staub auf das Essen bzw. die Nahrungsmitteln der Anwohner, die sich somit Lungen- und andere Krankheiten zuziehen. Der „Fluch der Naturressourcen“ wird an dieser Stelle auf dramatischer Weise bewahrheitet.

Das Bergbaugesetz Togos sieht vor, dass das Acker zwar den Familien oder einzelnen Menschen gehören kann, die Ressourcen unter der Erde gehören aber dem Staat. Als Konsequenz darf der Staat die Anwohner enteignen. Diesen Menschen wird die Lebensgrundlage (das Acker, da sie bis zu 80% im Kleinagrarsektor tätig sind) ohne eine wirkliche Entschädigung entzogen. Auch Deutschland profitierte durch die Maschinenexporte (Firma O&K Orenstein und Koppel) und den Phosphatbezug von diesem Gewinn, der ohne soziale Verantwortung des Unternehmens erzielt wurde.

24.08.2014: Gottesdienstbesuch in der EEPT-Gemeinde Aflao-Adidogome (Lomé).

Die Freude und Freundlichkeit, die uns bei den Gottesdiensten begegnet sind, sind nicht zu übertreffen. Dort wird Zeit für Gott am Sonntag genommen (von ca. 09.00 bis 12.30Uhr). Selbst wenn die Musiklautstärke weniger für sensible Ohren ist, packt die Freude, die die jeweiligen Musikgruppen ausstrahlen, jeden Zuhörer. Auch der kurze Besuch beim Kindergottesdienst nebenan bezeugt diese Annahme.

Während der Vorstellung der Reisegruppe wünscht sich Helmut Junk im Namen der Delegation eine Solidarität über die Ländergrenzen hinweg –jeder/jede nach seiner Möglichkeit– um die Umwelt- und Klimaprobleme gemeinsam anzupacken. In der Predigt über das Matthäus Evangelium 16, 21-27 appelliert der Pastor an die Gemeindemitglieder, ihre Unterstützung denen zu verweigern, die nicht im Sinne der Wahrheit, der Solidarität und der Menschlichkeit agieren.

25.08.2014: Der Besuch einer wilden Müllkippe mitten in der Stadt (Colombe de la Paix) und den Elektro-Hafenmarkt führte uns (wie auch schon in Agbogbloshie –Accra) noch deutlich vor Augen, wie eng die Umweltproblematik mit der Klimaproblematik verbunden ist. Besonders in den Ländern im Süden, wo die Bevölkerungen in den Hauptstädten rasant wachsen und die finanziellen Mitteln nicht reichen, diese Entwicklung besser zu begleiten (Müllabfuhrservice, Kläranlagen, Recycling- und Upcycling-Services), kann die Konzentration nur auf die Klimaproblematik eurozentrisch bzw. Industrieländerzentrisch klingeln. Denn nur über Klimawandel und nicht über die allgemeine Umweltfragen in einem Land zu sprechen, dessen pro Kopf CO2-Ausstoß bei knapp 0,4 Tonnen liegt zu reden, ist womöglich übermütig.

Am Hafenmarkt von Lomé-Hafen, wo Autos und elektronische Geräte (teilweise defekt) aus den Industrieländern landen, wurde von der Reisegruppe die Folgen der Überproduktion und des Konsumverhaltens in Deutschland aber auch anderen Industrieländern sowie Schwellenländern zum Greifen nah. Das Elektromüll in Ländern zu schieben, die nicht (finanziell und technisch) in der Lage sind, sie zu recyceln, ist verantwortungslos.

Am Abend des 25.08.2014 trafen wir einige –für den Workshop am 28.08. in Ho-Ghana ausgewählte– Jugendliche der EEPT, die sehr wenig mit der Thematik des Klimawandels anfangen konnten. Das Gespräch mit ihnen lenkten sie eher in Richtung des alltäglichen Überlebenskampfs in Togo. Die Versuche, sie zurück zur Klimaschutzthematik zurück zu führen scheiterten vorerst. Hier zeigte sich deutlich, dass andere Fragen im Vordergrund stehen.

27.08.2014: Besuch der Bananenplantage von der Firma „Equatorial Capital Ventures Ghana LTD“. Das Landstück wurde gepachtet und erstreckt sich auf knapp 67 Hektare. Die Plantagearbeiter kommen aus der Anwohnerschaft und werden –so die Arbeiter selbst– gut behandelt. (Wir konnten ohne Aufsicht mit den Arbeitern sprechen.) Laut Aussage eines Mitarbeiters werden Fungizide, Herbizide aber keine Insektizide in der Plantage verwendet. Auch wird nur die Düngersorte NPK 15/15/15 mit 120g je Pflanze in der Plantage verwendet, welche nach Meinung unseres Agrarexperten Heinrich Mühlenmeier (Umweltbeauftragter der Lippischen Landeskirche) nicht gefährlich für die Mitarbeiter, die Pflanzen bzw. die Bananen ist. Auch für die Umwelt ist diese nicht dramatisch, da sich der Nährstoffentzug durch die Ernte ausgleicht, sofern eine sach- und bedarfsgerechte Ausbringung gewährleistet ist. Kritisch ist es allerdings, ob die Ernährungssicherung in Ghana selbst durch diese Produktion für den Export auf Dauer gewährleistet werden kann.

Am Nachmittag des 27.08.2014 waren wir in Amedzofe (Ghana) auf den Spuren der Missionare der Norddeutschen Missionsgesellschaft. Der Besuch der historischen Kirche und des Friedhofs der ehemaligen Pastoren der Ewe-Kirche in Amedzofe sind Zeugnis von einer Geschichte von ca. 167 Jahren, die von der Mission mit der „Bewahrung der Schöpfung“ (im Zeitalter des Klimawandels) neu belebt werden muss.

28.08.2014: Workshop in Ho zum „Umwelt- und Klimaschutz“ mit etwa 80 kirchliche Mitarbeitende beider Kirchen (EEPT und EPCG), Schüler des Eco Clubs und jeweils 4 Jugendliche der beiden Kirchen.

Nach einer kurzen Bildergalerie über Umweltprojekte der beiden Kirchen und einige Umweltschädlichen Aktivitäten in beiden Ländern (Hahotoé-Togo und Agbogbloshie-Ghana) hielten Charles Agboklu, Heinrich Mühlenmeier und Kristine Ambrosy-Schütze jeweils einen Vortrag.

  •  Für Charles Agboklu soll die Kirche im Kampf gegen den Klimawandel ihre Verantwortung noch ernster nehmen. Begriffe wie „Eco Theology“, „Ethik“ und „Ernährungssicherung“ dürfen nicht nur als gute Rhetorik in den Predigten gelten. Sie müssen das Verhalten der kirchlichen Mitarbeitenden und den Kirchenmitgliedern positiv beeinflussen.
  • Für Heinrich Mühlenmeier ist unser Nahrungsmittelproduktions- und Konsumverhalten die Hauptursache für eine überhöhte CO2 Emission. Außerdem erreichen knapp 50% der produzierten Nahrungsmittel unsere Teller nicht und gehen verloren. Gen-manipulierte Produkte sind allerdings keine Lösung für die Ernährungssicherung im globalen Süden, weil sie weitere Abhängigkeiten schaffen. Es kann reichen, wenn der Mensch weniger verschwenderisch wird, sorgfältiger mit den Erzeugnissen umgeht und für eine Verteilungsgerechtigkeit sorgt.
  • Kristine Ambrosy-Schütze weist auf die Notwendigkeit einer anderen Art zu wirtschaften hin: die Wirtschaft der Genossenschaften. Für Kirchen und kirchliche Gemeinschaften ist die Gründung von Genossenschaften der beste Weg, sich gegen das aktuelle Kapitalismusmodell zu wehren, damit die Schöpfung (vor allem in Afrika, das sich auch wirtschaftlich entwickeln muss, um das Wohl seiner Bewohner zu garantieren) bewahrt werden kann. Die Fehler der Industrieländer im vergangenen Jahrhundert kann durch das Modell der Genossenschaften (als Modell für einen gemeinschaftlichen partizipatorischen Handel in Afrika) vermieden werden, so Kristine Ambrosy-Schütze.

Für Annegret Schulze-Hensmann war das Bild der Jugendlichen (von den Eco Clubs, der EEPT, der EPCG und der Freiwilligen), die beim Workshop sich spontan gemischt haben und ins Gespräch gekommen waren, das Wunschmodell der Zukunft. Ein Modell in dem Herkunft und Geschlecht keine Rolle spielt. Ein Modell in dem nur die gemeinsame Verantwortung für das Klima, die Umwelt und die schwächsten der Menschheit zählt.

Fazit:

Die Dokumentationsreise bei den Partnerkirchen in Ghana und Togo macht deutlich, dass der Kampf um das alltägliche Überleben die Kirche mehr beschäftigt, als der Kampf gegen den Klimawandel. Letzteres gilt besonders für Togo dessen sozio-politisches Systems unter einem extremen Totalitarismus leidet. Das Bewusstsein für den Klimawandel und die Projekte in diesem Bereich sind in Ghana ausgeprägter, dessen Zivilgesellschaft –dank dem Demokratisierungserfolg– recht aktiv ist. Die Organisation RELBONET nutzte gezielt unseren Besuch, um ihre Lobbyarbeit bei den staatlichen Behörden einen neuen Ausdruck zu verleihen. Ihr Büro in Accra, das zurzeit aufgebaut werden soll, kann gerne (so Herr Charles Agboklu, national Koordinator der Organisation) durch finanzielle Hilfe der deutschen Partnerkirchen ausgestattet werden.

Die Temperaturerhöhung, die Küstenerosion, die Ernteausfälle (Folge der Unregelmäßigkeit der Regenperioden) und die Überflutung sind akute Probleme geworden. Sie sind allerdings Folgen des Klimawandels die vor allem in Industrieländern verursacht wird. In Partnerländern des Südens, in denen der CO2-Ausstoß sehr gering ist und die gravierenden Umweltschäden (auch als Folge des Überkonsums des Westens) zu sehen sind, sollte wahrscheinlich die Klimaschutzfrage gemeinsam mit der Umweltschutzfrage diskutiert werden.

Initiativen in Bereichen des Klimaschutzes, des Umweltschutzes und der Genossenschaft können intensiver gefördert werden. Letztere Initiative kann den Kampf um das alltägliche Überleben beenden, damit Umwelt- und Klimaschutzthemen eine höhere Bedeutung innerhalb der Bevölkerung bekommen.

Die Leitungen der jeweiligen Kirchen können ins Gespräch kommen, um Wege der neuen Kooperationen um die oben erwähnten Vorschläge gemeinsam zu erkunden.

Erstellung des Berichts: Heinrich Mühlenmeier und Dr. Koffi Emmanuel Noglo
Bilder: Mitglieder der Reisegruppe, sofern nicht anders angegeben.

Bilder zum Reisebericht als Power-Point-Praesentation.

Der Text mit Bildanhang als PDF-Datei.